Stadtteil-Historiker 🌕

Forschungsfrage finden

Eine zentrale Forschungsfrage hilft Ihnen dabei, Ihr Projekt und das dafĂŒr gesammelte Material zu ordnen und zu strukturieren. Sie bildet das Fundament Ihrer stadtteilgeschichtlichen Arbeit, indem sie prĂ€zise formuliert, was Sie untersuchen. Damit weist Ihnen die Forschungsfrage einen Weg durch Ihren Forschungsprozess.
Sie hilft Ihnen dabei, Ihre Recherche zu fokussieren, eine passende Methodik und Struktur fĂŒr Ihr Projekt zu wĂ€hlen und damit auch Ihren Zeitrahmen realistisch zu planen.
Eine geeignete Forschungsfrage bietet Ihnen somit den berĂŒhmten roten Faden fĂŒr Ihre Arbeit.

Merkmale einer guten Forschungsfrage

Eine gute Forschungsfrage fĂŒr Ihre stadtteilgeschichtliche Arbeit sollte


  • prĂ€zise formuliert sein.
  • auf ein spezifisches Thema der Stadtteilgeschichte begrenzt sein.
  • relevant fĂŒr die Lokalgeschichte sein.
  • mit vorhandenen Quellen und Methoden erforschbar sein.
  • im Rahmen Ihres Projekts beantwortbar sein.
  • komplex genug sein, um eine tiefergehende Untersuchung zu rechtfertigen
  • in einem Satz formuliert werden können.
  • offen gestellt sein (nicht mit Ja oder Nein beantwortbar).

Beispiel fĂŒr eine gelungene Forschungsfrage

„Inwiefern spiegeln die stĂ€dtebaulichen VerĂ€nderungen in der DarmstĂ€dter Innenstadt zwischen 1945 und 1960 die Spannungen zwischen Wiederaufbau im historischen Stil und moderner Stadtplanung wider?“

Die Frage erscheint zunĂ€chst kompliziert, erfĂŒllt aber als Forschungsfrage alle wichtigen Absichten.

  • Sie benennt einen konkreten Untersuchungsgegenstand: Im Projekt sollen stĂ€dtebauliche VerĂ€nderungen untersucht werden.
  • Sie schafft eine rĂ€umliche und zeitliche Eingrenzung: Es geht um die DarmstĂ€dter Innenstadt und im NĂ€heren um den Zeitraum von 1945 bis 1960.
  • Mit dem Fragewort “Inwiefern” formulieren Sie eine offene Frage, die sich nicht mit Ja oder Nein beantworten lĂ€sst, sondern differenzierte Antworten zulĂ€sst. Sie fragt zugleich nicht suggestiv nach positiven oder negativen VerĂ€nderungen – sie gibt also nicht direkt eine wertende Antwort mit.
  • Die Frage lĂ€sst sich mit der richtigen Quellenauswahl, insbesondere auch mit stĂ€dtischen Archivquellen, gut bearbeiten.
  • Nicht zuletzt lĂ€sst sie eine Verbindung von Lokalgeschichte und großer Geschichte zu. Sie bezieht sich zwar ausdrĂŒcklich auf die Lokalgeschichte, verweist aber mit dem Thema von Wiederaufbau von Altem oder Nutzung fĂŒr Neues auf eine ĂŒberregional aufkommende Problematik nach dem Zweiten Weltkrieg.

Beispiele fĂŒr problematische Fragestellungen und mögliche Verbesserungen

Beispiel 1

„Wie hat sich der Stadtteil Bessungen verĂ€ndert?“

Problem: Die Frage ist in jeder Hinsicht unspezifisch. Das wĂŒrde fĂŒr den Bearbeitenden selbst zum Problem. Denn sie gibt weder einen zeitlichen Rahmen fĂŒr das Projekt, noch ist klar, welche VerĂ€nderungen ĂŒberhaupt betrachtet werden sollen. Besser wĂ€re zum Beispiel folgende Frage geeignet:

„Welche Auswirkungen hatte die Eingemeindung Bessungens auf dessen Bevölkerungsstruktur und kulturelles Leben bis Mitte des 20. Jahrhunderts?“

Verbesserung: Es wurde ein zeitlicher Zuschnitt gewĂ€hlt – von der Eingemeindung Bessungens 1888 bis Mitte des 20. Jahrhunderts. Zudem wurde nun prĂ€zisiert, um welche VerĂ€nderungen es im Projekt geht. Untersucht werden sollen die Struktur der Einwohnerschaft und das kulturelle Leben des Stadtteils, also Vereine, Feiern, Lokale, usw.

Beispiel 2

„War die Stadtteilentwicklung in Wixhausen erfolgreich?“

Problem: Hier wird wertend nach einem undefinierbaren und nur subjektiv einzuordnenden Erfolg gefragt. Dabei wÀre die Frage auch schlicht mit Ja oder Nein zu beantworten. Zudem fehlt ein zeitlicher Zuschnitt. Besser wÀre zum Beispiel folgende Frage geeignet:

„Inwiefern haben die Eingemeindung 1977 und die stĂ€dtebaulichen Maßnahmen bis 2000 zur Integration Wixhausens in das stĂ€dtische GefĂŒge Darmstadts beigetragen?“

Verbesserung: Die Frage lÀsst nun das Ergebnis der Untersuchung offen und prÀzisiert dabei gleichzeitig, welche VerÀnderungen im Projekt untersucht werden sollen. ZusÀtzlich wurde ein klarer zeitlicher Zuschnitt gewÀhlt.


Von der Fragestellung zur Strukturierung

Die Entwicklung einer Fragestellung hilft Ihnen dabei, den Weg zu Ihren eigenen Ergebnissen zu strukturieren. Die prĂ€zise Formulierung von Thema, Zeitraum und lokalem Zuschnitt hilft dabei festzustellen, welche Themen im Einzelnen fĂŒr die Beantwortung Ihrer Frage berĂŒcksichtigt werden sollten, aber auch welche entsprechend irrelevant sind und damit wegfallen können.

Gleichzeitig hilft Ihnen dieser Schritt, zu bewerten, welche Literatur und welche Quellen fĂŒr Ihr Projekt wichtig werden und welche Sie außen vor lassen können, da sie in eine andere Richtung fĂŒhren wĂŒrden, als Sie es mit Ihrer Frage beabsichtigen.

Aus dieser Festlegung entsteht dann auch ein Weg fĂŒr eine sinnvolle Struktur, egal ob nun fĂŒr eine schriftliche Arbeit, eine FĂŒhrung oder eine Website. NĂ€heres hierzu ist folgender Seite zu entnehmen: Strukturierungen fĂŒr unterschiedliche Formate